Kriegsknecht und Waldläufer

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Revan von Borbra
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Kriegsknecht und Waldläufer

Beitrag von Revan von Borbra »

Mittelalter und Fantasykostüm

Die folgenden Kostüme sind eine Mischung aus Mittelalter und Fantasy, wobei die meisten Elemente zwar im Mittelalter vorhanden waren, so aber nicht in Kombination getragen wurden. Wenn ich hier von Mittelalter rede, meine ich die Zeit zwischen 1150 und 1250 im europäischen Raum.

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Grundgewandung:

Die Stiefel sind aus Leder und haben eine genagelte Ledersohle, was zwar mittelalterlich ist, aber in der Art wie sie verarbeitet wurden um die Form und das Aussehen zu erhalten, nicht dem Stil des Mittelalters entspricht. Sie eignen sich daher zwar für LARP und Fantasy, aber sind nicht authentisch im 12. und 13. Jahrhundert.

Die Hose ist aus braunem Leinenstoff was zwar ein mittelalterlicher Stoff, gerade für die Leibwäsche war, aber es ist eben eine Hose und im Mittelalter wurde die sogenannte Bruche mit Beinlingen getragen. Dies galt damals als Hose, weswegen oft eine Verwechslung aufkommt wenn man im Mittelalter von „Hosen“ spricht und damit eigentlich die Bruche mit den Beinlingen meint.
Ersichtlich ist dies vor allem an der Weite der Hose um die Beine, da die Beinlinge in der Regel eng anliegende Wolle gewesen ist.

Das Hemd ist aus einfachem, naturfarbenem Leinen und wird als Leibwäsche direkt auf dem Körper getragen, auf den hier dargestellten Bildern ist dies nicht zu erkennen. Es entspricht in Form und Material dem Mittelalter, jedoch weißt der Schnitt eine er moderne Variante auf, die so wohl nicht im Mittelalter verwendet wurde.

Das Gambeson, die „Unterrüstung“ ist aus einem Baumwoll/Leinengemisch gefertigt und etwas dicker gefüttert. Die hier verwendete Baumwolle ist auf keinen Fall mittelaltertauglich, da es im Mittelalter keine Baumwolle gab, allerdings sind 99% aller Gambeson, die man auch nur irgendwo käuflich erwerben kann zum Teil, oder ganz aus Baumwolle gefertigt.
Das Gambeson ist naturfarben und wird auf den Bildern vom Kettenhemd zum Großteil verdeckt. Es stellt die Grundrüstung des einfachen Soldaten dar und wurde stets unter dem Kettenhemd getragen.

Die Gambesonhaube ist wie das Gambeson gefertigt und liegt eng an, wobei sie sehr bequem ist. Darüber kann man eine Kettenhaube, oder wie in einigen Bildern gezeigt einen Helm tragen. Eine Art Kappe wurde in der Regel immer unter dem doch sehr harten Helm getragen, die Polsterrüstung dieser Haube ist dabei eine der wohl besseren Rüstungsmöglichkeiten gewesen und wurde auch unter dem Helm oft in Verbindung mit einer Kettenhaube getragen.

Bei den Handschuhen handelt es sich um Showkampfhandschuhe die entsprechend wie das Gambeson dick gefüttert sind, Sicherheit geht mir hier einfach vor. Für die Optik werden hier in naher Zukunft noch braune Lederhandschuhe hinzukommen, die eher mittelaltertauglich sind.

Das Kettenhemd besteht aus Rundnieten, wobei 1 Ring mit 4 weiteren verknüpft ist. Die Ringe sind nicht vernietet und das Kettenhemd ist aus normalem, einfachen Stahl gefertigt, was es insgesamt etwas schwer macht, aber angelegt weich fällt und kaum zu spüren ist. Die etwas weiten Ärmel sind zwar leicht störend, doch konnte sich ein einfacher Soldat im Mittelalter seine Rüstung nicht unbedingt Maßschneidern lassen. Es stellt die Hauptrüstung für den Rumpf dar und entspricht in Art und Form dem was man im Mittelalter durchaus erwarten kann.

Der hier gezeigte Helm ist aus dem normannischem um das Jahr 1180, was nicht bedeutet, dass man ihn nicht auch 1250 getragen haben könnte. Der Helm wurde von Kreuzfahrern, besser gestellten Soldaten, Rittern und auch höheren adeligen getragen. Wo die einfachen Kriegsknechte meist Eisenhüte und Hauben trugen, weißt dieser Helm bereits einen Gesichtsschutz auf, was vor allem bei der Reiterei in den Anfängen des Lanzengangs verwendet wurde und später zum bekannten Turnier / Visierhelm wurde.

Zubehör:

Die Ledergürtel sind einmal mit einer Schnalle versehen, an dem eine Tasche, sowie ein Lederbeutel und ein kurzes Sax befestigt ist und ein Schwertgurt mit Schwertgehänge.
Taschen sind aus Leder gefertigt und haben einfache Schließen, welche bereits bei den Normannen um das Jahr 1000 bekannt gewesen sein sollen.

Das schwarze Fell ist leicht dunkler gefärbt worden. Zwar wurden Felle bereits von den Wikingern und Kelten vor dem eigentlichen Mittelalter getragen, doch waren Fellumhänge nicht sehr verbreitet im Mittelalter selbst und wenn dann nur von Adeligen. Daher stellt der Fellumhang mit dem Gurtgestell eine eher Fantasy typische Bekleidung dar.

Bewaffnung:

Der Schild ist ein normannischer Rundschild, welcher auch vom gemeinen Kriegsknecht um 1150 bis 1250 getragen wurde. Zwar sind gerade im Verlauf der ersten Kreuzzüge Wappenschilder aufgekommen und haben die Rundschilder aus der Wikingerzeit abgelöst, doch waren Rundschilder weiterhin eine günstige Variante des Schutzes und wurden lange Zeit genutzt.
Das hier gezeigte Schild ist aus Holz und mit Eisen beschlagen, auch der Rand ist mit Eisen versehen.

Das kurze Sax stammt aus der Wikingerzeit, wird am Gürtel hinter dem Rücken getragen und diente als Werkzeug, sowie als Ersatzwaffe. Es ist abgestumpft, weißt aber eine Spitze auf, weswegen es nicht für den Showkampf geeignet ist.

Der Bogen ist ein LARP tauglicher Bogen mit 58‘ Zoll Länge und mit 25-27 Pfund Zugkraft. Damit ist er natürlich kein authentischer Bogen, auch wenn die Optik und die Holzfertigung dem entspricht, aber er ist damit eben für LARP geeignet und kann auch für Übungsschießen auf Scheiben mit bis zu 50 Metern Entfernung gut genutzt werden.
Die Pfeile sind teilweise nach mittelalterlichem Vorbild ganz aus Holz mit Gänsefedern und einer Schnurwicklung gefertigt und weisen eine entsprechende Kriegsspitze auf. Für die einfachen Schießübungen verwende ich moderne Pfeile mit Plastikaufnahmen für die Sehne am Ende und schwachen Blechspitzen vorne.
Der gezeigte Köcher ist aus Leder gefertigt und hat je nach Machart Platz für 8 bis 12 Pfeile. Im Gegensatz zu dem unten gezeigten Bild wird der Köcher unter dem Fell getragen.

Der Speer wurde aus einer showkampftauglichen, abgerundeten Speerspitze, ein paar weniger mittelalterlichen Schrauben zur Befestigung und einem Besenstil gefertigt. Die Spitze sieht nicht gerade schön aus, dafür kann man mit ihr auch Showkampf machen, die Schrauben dienen der Befestigung, am Schaft, weil sie nach mehrfachen Versuchen einfach besser halten als Nägel und hier die Sicherheit einfach vor geht. Echte Speere waren bisweilen 2 Meter oder länger, was ich in meinem Auto einfach nicht transportieren kann. Die zusammenschraubbaren Holzstiele gehen jedoch bei Showkämpfen wesentlich schneller kaputt und sich um einiges teurer als die hölzernen Besenstile, daher bediene ich mich dieser kurzen Speerversion.

Die Schwerter…
Ich habe zwei Schwerter, einmal ein Einhandschwert mit gerundeter Parierstange, wie es in Franken um 1200 von den Kriegsknechten getragen wurde. Dieses wird auf den Bildern nicht gezeigt und es hat keine Schwertscheide.
Das Andere Schwert ist ein Anderthalbhänder mit schwerem Knauf und langer Parierstange, wie es von Rittern verwendet wurde. Es hat eine dazu passende Schwertscheide aus Leder.
Beide Schwerter haben eine 3 mm starke Klinge und eine abgerundete Spitze, was sie Showkampftauglich macht. Ihre Federung ist noch nicht optimal, aber für den Showeffekt durchaus ausreichend.

Wappenkennung:

Auf den Bildern trage ich über dem Kettenhemd zwei unterschiedliche Wappenröcke...

Der grüne Wappenrock ist aus Wolle gefertigt und nach dem Schnittmuster von Kreuzfahrern um 1250 von Hand gefertigt. Die grüne Farbe war im Mittelalter durchaus gegeben, kann jedoch für eine Vielzahl von Kostümkombinationen verwendet werden.
Gerda die auf den Bildern nicht gezeigte Gugel aus demselben Wollstoff in Verbindung mit Lederarmschutz, jedoch ohne Helm und Kettenhemd, passen gut zu einem Bogenschützen, bzw. Jägersmann, oder Waldläufer.

Die Version des Rot/Weißen Wappenrocks im Schachbrettmusster besteht aus Leinen. Angeblich wurden als Übergewandung im Mittelalter fast nur Wollstoffe getragen, jedoch ist es zu bezweifeln, dass sich alle Kriegsknechte, vor allem jene die an den Kreuzzügen teilgenommen haben, mit teurer Wolle einkleiden konnten. Die Musterfarben stehen hierbei für das fränkische Rot/Weiß und enthalten kein weiteres Stadtmuster, oder Zugehörigkeitskennung. Ob im Franken die Stadtwachen, Kriegsknechte, oder sonstigen Soldaten derartige Farben trugen ist mir zwar nicht bekannt, jedoch gab es die Frankenfarben Rot/Weiß bereits um 1250 und daher bekenne ich hier einmal Flagge.
Die dazu passende rote Gugel ist aus grober Wolle von Hand gefertigt, wie auch der Wappenrock selbst.

Die Kostümteile kombiniere ich in folgenden Arten:

Waldläufer:

- Stiefel, Gürtel mit Sax und Taschen
- Braune Hose, natur Hemd, Gambeson mit Gambesonhaube
- Grüner Waffenrock mit Gugel, dunkler Fellumhang
- Rückeköcher mit Pfeilen und Bogen, dazu Anderthalbhänder

Fränkischer Kriegsknecht:

- Stiefel, Gürtel mit Sax und Taschen
- Braune Hose, natur Hemd, Gambeson mit Gambesonhaube
- Kettenhemd, Helm, rot/weißer Wappenrock und Gugel
- Einhandschwert, Rundschild und Speer

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Mara Jade
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Re: Kriegsknecht und Waldläufer

Beitrag von Mara Jade »

Hi Andy

Tolle Kostümbeschreibung :doppel_daumen:

Mittealterkostüm sehen an dir einfach gut aus . Das passt in meinen Augen fast besser als der Jedi :wink:

Du bringst die Kostüme mit nach Kusel ? Freu mich drauf.
Michael ist auf der Suche nach einem Schmiedekurs und er murmelt immer mal wieder " das wär auch was für Andy " Vielleicht solltet ihr euch mal zusammensetzen :D
>>> Lieb sein bis sie dich lieben hat niemals Bestien gezähmt <<<<

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Revan von Borbra
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Re: Kriegsknecht und Waldläufer

Beitrag von Revan von Borbra »

Hallo,

aber klaro bringe ich die mit zum Treffen. Ich mache dir ja auch die Torwache und wehe wer kann den Wegezoll nicht bezahlen...

Wegen dem Schmiedekurs, klaro würde mich das auch interessieren, es kommt halt immer darauf an, wann, wo und wie lange. Wir können ja mal zum Treffen darüber reden und Pläne schmieden, wenn er Zeit hat.

PS: danke für das Kompliment
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Golradir Súrion
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Re: Kriegsknecht und Waldläufer

Beitrag von Golradir Súrion »

*beschwört die alte Feuermagie in seiner Hand zu einem flammenden Phuramsgefälligen Feuerball*
Wegezoll? Ihr wollt doch keinen Zoll von mir... Obwohl ihr dürft gerne den Segen Phurams empfangen, wenn es euch beliebt

Nein, spaß. Sieht gut aus. Wo mit mal wieder bewiesen wäre, dass viele Elemente einer Gewandung vielseitig auf mehren Zusammenstellungen verwendet werden können.
Orodruin wethrin, the world of two faces,
Here i found it, the darkness
Here i come from, the fire
But both can not exist
A horrible and cruel fight
We destroy each other
I be the reincarnition of Light and Darkness
I am the truth Golradir Draganus Súrion

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